Die diesjährige ASM-Delegiertenversammlung in Marktoberdorf war mehr als die übliche Gelegenheit für die Jahresbilanz. Nach Jahren der personellen Kontinuität gab es dieses Mal einige Änderungen. Es wurde aber auch klar, dass der ASM sehr gut und stabil aufgestellt ist. Für Misstöne sorgte die Ankündigung der faktischen Streichung einer Musikstunde in der Grundschule.
Die diesjährige ASM-Delegiertenversammlung führte die Abordnungen aus den 17 Bezirken nach Marktoberdorf. Im Mittelpunkt standen die Neuwahlen des Präsidiums und damit verbunden gleich mehrere Abschiede. Ein weiteres Thema zog sich allerdings wie ein roter Faden durch mehrere Redebeiträge: die Ankündigung der Kultusministerin, die Fächer Musik, Kunst und Werken zu einem »Fächerverbund« zusammenführen zu wollen und damit faktisch eine Musikstunde zu streichen.
Wer geglaubt hatte, der »Einzug der Gladiatoren«, den die Stadtkapelle Marktoberdorf in allerfeinster Manier zu Beginn der Veranstaltung spielte, gebe das Bild für die diesjährige Delegiertenversammlung vor, sah sich getäuscht. Mehr Harmonie war fast nicht möglich – kein Wunder angesichts der ausnahmslos positiven Berichte aus den verschiedenen Bereichen.
Schon in seiner Begrüßung bat ASM-Präsident Franz Josef Pschierer (Foto) die anwesenden Ehrengäste aus der Politik, sich dafür einzusetzen, dass die Ankündigung der Kultusministerin nicht in der geplanten Form umgesetzt wird. Auch in den Grußworten von Bezirkstagspräsident Martin Sailer und der stellvertretenden Ostallgäuer Landrätin Angelika Schorer klang Unverständnis für die Entscheidung durch. Um Unterstützung bat Pschierer auch beim Thema GEMA, genauer gesagt beim Pauschalvertrag des Freistaats mit der GEMA, der gemeinnützigen, ehrenamtlichen Vereinen die GEMA-Gebühren ersparen soll. Dieser Vertrag, so Pschierer, gelte für die Blasmusik leider nicht. Weil die Blasmusik einen eigenen Rahmenvertrag mit der GEMA habe, sei sie gegenüber anderen Bereichen des Ehrenamts ins Hintertreffen geraten. Der ASM-Präsident wünscht sich hier eine Nachbesserung, damit auch die Musikvereine in den Genuss staatlicher Förderung bei der GEMA kommen.
Der Rückblick des Präsidenten auf 2023 zeigte, dass der ASM inzwischen auch die letzten Ausläufer der Coronapandemie hinter sich gelassen hat. Die Mitgliederzahlen haben die »Corona-Delle« überwunden, es wurde eine rekordverdächtige Zahl von Fortbildungen durchgeführt, in verschiedenen Veranstaltungen konnte sich der ASM einem großen Publikum präsentieren – auch einem Publikum, das nicht unbedingt nur aus den »eigenen« Leuten bestand. Hier nannte Pschierer beispielhaft unter anderem die Allgäuer Festwoche in Kempten und einen Weltrekordversuch in Bad Wörishofen. Daneben habe der Jugendblasorchesterwettbewerb in Kooperation mit der Handwerkskammer für Schwaben und der Wettbewerb für Nachwuchskomponisten sehr gut ins »Jahr der Neuigkeiten 2023« gepasst, merkte der Präsident an. Neu war auch eine gemeinsame Präsenz beim »Woodstock der Blasmusik« mit dem Bayerischen Blasmusikverband und den anderen bayerischen Blasmusikverbänden. In diesem Zusammenhang bat der Präsident darum, stets die Vereinsdaten in der Verwaltungssoftware aktuell zu halten und beispielsweise Termine immer rechtzeitig einzupflegen. Die Daten würden nämlich unter www.blasmusik4u.de ausgespielt und seien eine Hilfestellung für all jene, die sich für die Blasmusik interessierten und noch keinen Einblick in die Szene hätten.
Mit dem Fachreferat »Inklusion« und der Referentin Katrin Braun gab es auch Neuigkeiten in der Musikkommission, die gut zur gesellschaftlichen Realität passen. In den Musikvereinen werde Inklusion ohnehin schon gelebt, nun werde Katrin Braun ein Inklusions-Netzwerk aufbauen, um Möglichkeiten zur Hilfestellung für alle interessierten Vereine zu schaffen.
Pschierer lobte die Verbandsorchester (Schwäbisches Jugendblasorchester, ASM-Musikanten, »Herbstwind«) und die ASM-Alphornbläser für ihre großartige Arbeit. Sie alle seien hervorragende Repräsentanten für den Allgäu-Schwäbischen Musikbund. Der ASM-Spielmannszug soll unter der neuen Leitung von Dominik Kleefisch aus Buchloe wiederbelebt werden. Die Spielleute seien ein wichtiger Farbtupfer im musikalischen Gesamtbild des ASM, so Pschierer.
Am Ende seiner Ausführungen dankte Pschierer den zahlreichen Zuschussgebern, institutionellen Sponsoren und privaten Gönnern. Am Rande der Versammlung wurde eine neue Fördervereinbarung des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes mit Hans Kania und seiner Lebensgefährtin Marie-Luise Vorwerk unterzeichnet. Dank der guten öffentlichen Förderung und der Zuwendungen der Sponsoren sei der ASM finanziell gut aufgestellt.
In der nächsten Zeit, so Pschierer, warten große Aufgaben auf den ASM: Demnächst solle etwa ein Festausschuss für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des ASM im Jahr 2026 gegründet werden. Pschierer betonte, er wünsche sich ein Festjahr im ganzen ASM, an dem sich neben dem Verband selbst auch alle Bezirke und Vereine beteiligen sollten. Bereits 2025 finde unter maßgeblicher Beteiligung des ASM das Deutsche Musikfest in Ulm und Neu-Ulm statt.
Kassenprüfer Michael Fritz übernahm im Anschluss die Abstimmungen: Die neue »Geschäftsordnung zur Durchführung von Delegiertenversammlungen im ASM« wurde einstimmig verabschiedet, für die neue Zusammensetzung des Präsidiums hatte eine außerordentliche Delegiertenversammlung im November 2023 bereits die notwendige Vorarbeit geleistet, sodass in Marktoberdorf ohne weitere Umschweife zur Wahl geschritten werden konnte. Die vom Präsidium vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten wurden allesamt von den Delegierten gebilligt. Dem neuen Präsidium steht nun also als alter und neuer Präsident Franz Josef Pschierer vor. Dieser kündigte an, dass dies seine letzte Amtszeit sein werde, er habe dem Wunsch des Präsidiums entsprochen und sich aufgrund der anstehenden Aufgaben und Personalwechsel an anderen Stellen noch einmal zur Wahl gestellt. Er werde aber etwa in der Mitte dieser Amtszeit eine Findungskommission einsetzen, die sich um seine Nachfolge kümmern müsse. Stellvertretende Präsidenten bleiben Rainer Lohner und Centa Theobald. Sie sind nach § 26 BGB vertretungsberechtigte Stellvertreter des Präsidenten. Die vier Vizepräsidenten sind im Innenverhältnis den stellvertretenden Präsidenten gleichgestellt, sind aber nach außen nicht vertretungsberechtigt nach § 26 BGB. Die Vizepräsidenten sind Monika Fleschhut, Theo Keller, Andreas Rest und Patrick Scheel.
Auch die musikalische Doppelspitze wurde neu besetzt. Sandra Settele wurde als bisherige Referentin für Fortbildungen zur Verbandsdirigentin gewählt – die Amtsbezeichnung wurde in der Satzungsneufassung vom vorigen Herbst an die Bezeichnungen der anderen bayerischen Blasmusikverbände angeglichen. Verbandsjugendleiterin wurde Sandra Linder, die nun die interessante Aufgabe hat, die Aufgaben des bisherigen Bundesjugendleiters und der Verbandsjugendsprecherin zusammenzuführen. Schatzmeisterin ist weiterhin Maria Reindle; Kassenprüfer Michael Fritz bleibt ebenfalls im Amt. Robert Fischer folgt auf Rudolf Jackel.
(Text und Bilder: Martin Hommer)